"The Nightmare of J B Stanislas" review
Ein Muss: Musik von Nick
Garrie aus dem Jahr 1969
Diese Platte hat 40 Jahre gebraucht, um bei uns anzukommen, und zum Glück können wir sie nun hören. Der in Yorkshire geborene und in Frankreich aufgewachsene Nick Garrie hat sie 1969 aufgenommen. Er war ein junger Kerl, und er freute sich über den Plattenvertrag. Er nannte die LP „The Nightmare Of J.B Stanislas“, und sie war sehr gut: Barocker Folk-Pop auf Augenhöhe mit den späten Werken der Beach Boys und ähnlich ambitioniert wie „Sgt. Pepper“. Vocal-Harmonien, auf denen man gen Himmel reisen möchte. Eine unschuldige Stimme, die sehnt, die strebt und sich in flauschige Streicher-Arrangements kuschelt. Psychedelischer Pop, der in Saint-Tropez ebenso zuhause ist wie in der Carnaby Street. Nur ein paar hundert Alben verkaufte Garrie damals. Sein Betreuer bei der Plattenfirma starb, es lief al- les schief, und jahrzehntelang galt das Werk als Heiliger Gral der Sammler. Leonard Cohen meldete sich bei Garrie: Er hatte ein Exemplar gekauft und schwärmte: „Ich wünschte, ich hätte die Stücke geschrieben.“ Von Garrie hörte man indes nichts mehr. Ein 40-Seiten-Booklet zur Neu- auflage auf zwei CDs erzählt nun die Geschichte des Pechvogels Garrie und seiner unerhörten Musik. Es ist ein Bildungsroman aus der Pop-historie. Er geht gut aus. Garrie arbeitet an neuen Stücken. Und wir haben diese fantastischen Lieder.
PHILIPP HOLSTEIN
Nick Garrie [Rheinische]
picture: Archivo Elefant