"It?s my club and I?ll play what I want to" review
Helen Love - It’s My Club And I Play What I Want To [Elefant / Rough Trade]
Ich höre Helen Love, und das erinnert mich zuallererst schmerzhaft an mich selbst. Nämlich daran, dass ich genau der Typus von Popfan bin, der nicht oder nur selten richtig aus sich herausgehen und Spaß haben kann, der meistens in der Ecke steht und beobachtet, typisch Nerd eben. Ich stelle mir vor, im Club an einer Säule zu lehnen und dem wilden Treiben auf der Bühne und in den ersten Reihen zuzusehen und den unbestimmten Verdacht zu haben, etwas zu verpassen. Die Band, die da auf der Bühne steht, wäre idealtypisch Helen Love, eine Band, die all das ausdrückt, was Pop dereinst, auch für mich, so attraktiv machte.
„It’s My Club…“, das fünfte Album der Waliser, ist so etwas wie Pop in seiner reinsten Form. Die Stücke auf der Platte sind allesamt schnell, wild und tanzbar, völlig eingängig, einfach und schrill wie auch schon das bunte Manga-Cover. Eine weibliche Stimme spielt mit ihren Reizen und verhandelt ihre Themen, Selbstbewusstsein, Stil und Knutschen, auf die einfachst denkbare Weise. Natürlich ist das Pose, natürlich ist das großkotzig. Wenn man Pop auf diese Art und Weise lebt, träumt man sich nicht nur in die Welt von Joey Ramone und Debbie Harry hinein, man hat auch das Selbstverständnis, in diesen erlauchten Kreis zu gehören, und irgendwann ist man dann auch einfach drin. Da spielt es keine Rolle, dass man Musik macht, die rein technisch so ziemlich jeder machen könnte. Denn man selbst macht sie attraktiver als die Meisten.
Helen Love nutzen E-Gitarren und billige Keyboards und schreiben Songs, die scheinbar nur aus Hooklines bestehen. Sie sind zitathaft, ohne das analytisch zu verbrämen, sie sind sich dessen aber bewusst und feiern einfach ihr Wissen, ihr Stilbewusstsein und ihre Schönheit. Wer das banal findet, findet sich kurz darauf als nahezu lustfeindlich gebrandmarkt. „It’s My Club…“ ist nicht nur auf eine sehr anziehende Weise selbstbewusst-weiblich, sie ist auch eine super Partyplatte, vielleicht die beste, die mir seit langem untergekommen ist. Es braucht halt nicht viel mehr als Elektropop, Disco und Punk zu gleichen Teilen. Nein, man muss sich auch noch trauen, sich selbst attraktiv zu finden. Dann steht viel guter Zeit eigentlich nichts mehr im Wege, egal ob auf oder vor der Bühne.
Links zum Thema:
Helen Love bei Myspace
Elefant Records im Netz
Datum: 04.02.2008
Helen Love [Nillson]
picture: Archivo Elefant