Nick Garrie
Rese?a "49 Arlington Gardens"
Schwereloser Wanderer
Christian Kortmann
Dieses Jubiläum könnte ein Anfang sein: Vor 40 Jahren debütierte der englische Songwriter Nick Garrie mit dem Album The Nightmare of J. B.
Stanislas. Zwar wurde es von Fans als Meisterwerk psychedelischen Folkpops
gefeiert, doch wegen Problemen der Plattenfirma geriet es zum Vermark-tungsdesaster. Von diesem Fehlstart erholte sich Nick Garrie lange nicht.
Wahren Mut, so will es die Legende, schöpfte er erst, als er 2005 seinen
eigenen Namen googelte und im Internet die große Verehrung für sein lange vergriffenes Debüt registrierte.
Nick Garrie machte sich an die Arbeit und schuf, unterstützt von jüngeren
Kollegen wie Norman Blake vom Teenage Fanclub, das Album 49 Arlington Gardens: der erneute Versuch, ein Publikum zu finden. Auf dem Cover trägt Garrie seine Gitarre auf der Schulter wie ein Wanderer, der auf Abendbrot und
Unterkunft verzichten könnte, nicht aber auf sein Instrument, das im Zentrum der zarten Arrangements steht: Den unbedingten Willen zur vollkommenen Melodie wie zur surrealistischen Schwerelosigkeit konnte die Zeit nicht trüben. Man sieht dem grauhaarigen 59-Jährigen diese Leichtigkeit nicht an. Doch in seinen Songs hebt er ab, wie ein einstiger Solotänzer, der immer noch übers Parkett schweben kann, wenn er nur will. »Je suis bohème«, deklamiert er einmal, seine angeraute Stimme schwingt sich in kristallklare Höhen auf, und man sieht Garrie als 19- jährigen Romantiker in Paris. Kitschig ist das nie, weil Nick Garrie zugleich nüchtern bilanziert: Die Enttäuschungen im Leben sind kein Grund, auf Träumereien zu verzichten. Denn irgendwann werden sie womöglich wahr.
Nick Garrie: 49 Arlington Gardens
Elefant Records/Alive!
Nick Garrie [Die Zeit]
foto: Archivo Elefant